Samstag, 7. Oktober 2017
Katalonien
Unabhängigkeit für Katalonien? Eine schwierige Frage.

Generell lösen Unabhängigkeitsbestrebungen eines Volkes solidarische Gefühle aus. Man möchte gerne, dass dieses Volk sich selbst bestimmt regieren kann. Allerdings ist es manchmal schon schwierig, eine Abgrenzung zu machen, wann von einem eigenen Volk geredet werden kann. Sind die bosnischen Serben bereits ein eigenes Volk? Oder sind sie nicht doch ein Teil des Volkes von Bosnien-Herzegowina? Wenn man zu einer republikanischen Auffassung von Staatsbürgerschaft tendiert, dann ist es die staatsbürgerliche Beteiligung, die das Volk ausmacht, nicht die ethnische Zugehörigkeit.

Im Fall von Katalonien ist es schwierig. Wie sehr werden die Katalanen in Spanien unterdrückt? Wie sehr können sie bereits jetzt ihre Geschicke selbst bestimmen? Generell gilt Katalonien als wohlhabende Region in Spanien. Ist es da unsolidarisch, das Land zu verlassen?

Manchmal werden Vergleiche angestellt, wie es wäre, wenn Bayern die Bundesrepublik Deutschland verlassen würde. Das mag stimmen mit Blick auf den Wohlstand, den Bayern hat. Doch ich denke, eher passen würde der Vergleich: Wie wäre es, wenn die fünf (oder sechs) ostdeutschen Bundesländer aus der Bundesrepublik austreten und ein eigenes Land gründen wollten? Denn die Unzufriedenheit in Deutschland ist ja eher hier zu finden, als in Bayern. Ich denke, dieser Vergleich kann ganz gut verdeutlichen, welche Beklemmung es im übrigen Spanien und auch in Teilen der Bevölkerung Kataloniens auslösen muss, wenn die katalanische Regionalregierung und Teile der katalanischen Bevölkerung nach Unabhängigkeit und Loslösung von Spanien streben.

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Katalonien
Ich gebe Dir Recht, Unabhängigkeitserklärungen haben etwas von Aufbruch, Emanzipation, neue Gesellschaftsordnung, Befreiung - etwa von den Kolonisatoren im Afrika der 60er Jahre (mit freilich in vielen Ländern sehr ernüchterndem Ausgang.)
Im Falle Katalonien scheint mir die Sache anders gelagert, wobei ich das nur aus der Ferne beurteile: es gibt keine Unterdrückung, es gibt aber auch - das zeigen die vergangenen Tage - keine Vision für ein unabhängiges Katalonien. Man merkt ja regelrecht, wie die Macher des Referendums kalte Füße kriegen und erst jetzt kapieren, dass ein bloßes Nationalstaatsgeschreie noch kein Fundament für einen neuen Staat darstellt. Für mich ist der Fall K. eines der in unseren Tagen zahlreichen Beispielen für den neuen, gefährlichen Irrationalismus der Politik. Um so zuversichtlicher haben mich die Demonstrationen des gestrigen Tages für ein einiges, demokratisches Spanien gemacht. Separiert euch nicht, redet miteinander!

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