Samstag, 11. April 2020
Covid-19 in den USA
Ein Angriff hat stattgefunden: ohne Waffen, ohne Marktmacht. Die USA, die Vereinigten Staaten von Amerika, trifft er an einer besonders empfindlichen Stelle, an Amerikas verwundbarstem Punkt: dem öffentlichen Gesundheitswesen.

Die Sorge um die USA ist groß: Wird die amerikanische Gesellschaft, wird das amerikanische Gesundheitswesen diesem Virusangriff standhalten können, die amerikanische Bevölkerung schützen können? Natürlich betrifft diese Frage auch andere Staaten und Nationen, aber die USA dienen in vielerlei Hinsicht als Richtschnur. Sie sind immer noch das stärkste Land in unserer Welt - und gerade wir Europäer blicken meist immer noch mehr nach Amerika als nach China oder in andere Weltregionen, denn kulturell, geschichtlich und ideell verbindet uns sehr viel.

Amerikas größte Stärke ist der "community spirit", der "Gemeinschaftsgeist", das Zusammenstehen der Menschen - auch jenseits staatlicher Regelung und Hilfe. Es ist zu hoffen, dass dieser Gemeinschaftsgeist den Amerikanerinnen und Amerikanern auch in dieser Krise beisteht. In der "Pledge of Allegiance", dem Treueschwur auf die amerikanische Fahne, heißt es: "one nation, under God, indivisible, with liberty and justice for all".

In diesem Geist wird Amerika auch den Kampf gegen Covid-19 bestehen!

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Freitag, 10. April 2020
22 Jahre Karfreitagsabkommen (GB-IRL)
Das "Karfreitagsabkommen", der Vertrag zwischen Großbritannien und der Republik Irland zur Beilegung des Bürgerkriegs in Nordirland, ist heute vor 22 Jahren unterzeichnet worden.

Damit hat eine friedliche Epoche in Irland begonnen. In der heutigen Zeit, nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, werden Befürchtungen wieder geweckt, dass es mit dem Frieden auf der irischen Insel vorbei sein könnte.

Der Nordirlandkonflikt war Teil unseres Schulunterrichts in der alten Bundesrepublik. Im Englischunterricht haben wir über einen längeren Zeitraum hinweg Zeitungsberichte zu den "Troubles" gelesen und ausgewertet, Zeitungsberichte in englischer Sprache aus britischen und irischen Zeitungen verschiedener politischer Ausrichtung. Wir haben dabei sehr darauf geachtet, wie bestimmte Themen benannt wurden.

Wenn ich mich richtig erinnere, waren meine Sympathien damals auf der republikanischen, irischen Seite. Die Protestanten in Nordirland erschienen mir konservativ, rückwärtsgewandt und stur zu sein. Mit ihrer Verehrung der britischen Monarchie konnte ich nichts anfangen.

Es ist wohl allgemein so, dass man auf Landkarten gerne "heile" Grenzen sehen möchte, zum Beispiel eine Republik Irland, welche die gesamte irische Insel ausmacht. Dabei vergisst man leicht, dass für die meisten Britinnen und Briten eine "heile Landkarte", zum Beispiel die Wetterkarte im Fernsehen, sicherlich Nordirland, wenn nicht sogar ganz Irland, mit einschließt.

Generell bin ich auf der anderen Seite mit Blick auf Nationalstaatsgrenzen konservativ: Sie sollen aus meiner Sicht so bleiben, wie sie (zu meiner Geburt) waren, alles andere bedeutet Krieg in meinen Augen.

Mit Blick auf Deutschland wird es speziell. Eine "heile Landkarte" umfasst für mich jetzt die sechzehn Bundesstaaten (Bundesländer). Sie sieht irgendwie - in meinen Augen - "heile" aus, auch wenn sie natürlich nicht die Grenzen respektiert, so wie sie zu meiner Geburt existierten. In gewisser Weise sehen für mich auch die Grenzen der alten Bundesrepublik "heile" aus. Auch das ist ein Gebilde, mit dem ich mich - immer noch - identifizieren kann.

Nur schwer kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass es Menschen in Deutschland - und vielleicht auch anderswo? - gibt, für die eine "heile" Landkarte Deutschlands auch die Territorien umfasst, die vor 1945 zu Deutschland gehört haben, also vor allem Schlesien, Pommern und Ostpreußen. Aber zu Letzt habe ich tatsächlich Stimmen gehört, die so etwas andeuten: dass es immer noch schmerzt, dass Schlesien, Pommern und Ostpreußen nicht mehr zu Deutschland gehören.

Für jemanden, der keinen persönlichen, familiären Bezug zu diesen östlichen, ehemals deutschen Gebieten hat, sondern im Gegenteil polnische Freunde hat, ist es natürlich leicht, den Verzicht dieser ehemals deutschen Gebiete zu akzeptieren. Mit Blick auf das Karfreitagsabkommen möchte ich dennoch daran appellieren, mühsam errungene Frieden, wie insbesondere auch die Akzeptanz der Oder-Neiße-Grenze, nicht in Frage zu stellen, denn alles andere würde tatsächlich Krieg bedeuten. Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist schon schlimm genug und noch nicht endgültig überstanden.

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Mittwoch, 8. April 2020
Corona-Shock: Zeit für Erneuerung?
Die Corona-Einschränkungen kamen wie ein Schock: Auf einmal ist nichts mehr so, wie es war. Grundlegende Rechte und Freiheiten sind eingeschränkt, aus gutem Grund: um Leben zu retten und die körperliche Unversehrtheit zu schützen, wie es im Grundgesetz und vermutlich auch in den Verfassungen vieler anderer Staaten steht.

Es gibt ein "vor Corona". Wie wird das "nach Corona" aussehen? Vieles spricht dafür, dass es so bald kein "nach Corona" geben wird, sondern eher ein "mit Corona". Die ganz scharfen Einschränkungen wird man wohl nicht über sehr lange Zeit aufrecht halten können, oder wenn, dann nur zu einem sehr hohen Preis auf sozialer und psychischer Ebene. Aber: Es wird sicherlich nicht alles ganz so werden, wie es vorher war.

Im besten Fall können die Corona-Einschränkungen eine Zeit für Erneuerung sein, eine Zeit, in der probiert wird, experimentiert wird, was wichtig ist - und was weniger? Werden wir weiterhin so viele Flugreisen benötigen, so viele Großveranstaltungen? Schon zuvor hat die Umwelt- und Klimaschutzbewegung darauf hingewiesen, dass viele Aktivitäten unsere Biosphäre zerstören.

Jetzt ist auf ein Mal alles zu einem Halt gekommen, ein ziemlich abrupter Stopp. Ein Shutdown, oder ein Lockdown, wie manche sagen. Diesen Lockdown gilt es nun wieder langsam, vorsichtig zu öffnen, nicht abrupt, sondern so, dass nichts dabei kaputt geht, oder wenn, dann nur ein ganz klein wenig. Oder, mit dem anderen Bild: Es gilt, die Maschine, den Computer, nach dem Shutdown wieder langsam hoch zu fahren. Langsam das Betriebssystem wieder öffnen, dann vorsichtig nachsehen, welches Programm wieder läuft, welche Dokumente erhalten geblieben sind.

Wenn wir uns nicht zu sehr von Panik leiten lassen, wenn wir Ressourcen haben, dann können wir die vor uns liegenden Wochen als Zeit für Erneuerung nutzen. Schwierig ist es, wenn es keine Ressourcen gibt, wenn plötzlich der Abgrund vor uns liegt. Das ist vermutlich die Situation, wie sie sich in Italien, Spanien und Frankreich darstellt. Deswegen möchten diese EU-Staaten gerne Sicherheit, Ressourcen - die viel diskutierten Euro-Bonds. Sie möchten nicht die Gelder, die Deutschland, Österreich, die Niederlande, Finnland vorsehen - mit den Maßgaben dieser gut wirtschaftenden Staaten. Italien, Spanien und Frankreich möchten gerne selbst bestimmen können, mit welchen Maßnahmen und Programmen sie die Erneuerung angehen. Es könnten andere Wege sein, als es die stabilen nordeuropäischen Länder (wenn man Österreich, Deutschland und die Niederlande zu Nordeuropa zählt) für gut halten. Ist die Europäische Union, ist die europäische Solidarität, ist das gegenseitige Vertrauen in Europa stark genug dafür?

Und sind wir in unserem Land, in unserer Gesellschaft stark genug dafür, stabil genug dafür, um vorsichtig und ohne Panik die nächsten Schritte aus dem Lock- und Shutdown zu gehen und dabei solidarisch mit denen zu bleiben, die mit dem Rücken zur Wand stehen, selbst verschuldet oder unverschuldet?

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