Samstag, 12. Mai 2018
Regime change
Heute habe ich auf Facebook "#Tamam" gepostet, türkisch für "genug". Der umstrittene türkische Präsident Erdogan hatte erklärt, er würde zurücktreten, wenn er den Eindruck hätte, dass das türkische Volk von ihm genug hätte. Daraufhin haben Hunderttausende in der Türkei in den sozialen Medien "#Tamam" gepostet.

Jetzt also kam der Aufruf auch in einer Facebook von einem türkeistämmigen Menschen. Ich habe ihn geteilt und auch "#Tamam (#Enough)" gepostet. Meine Frage ist: Ist es legitim, von Deutschland aus in einem anderen Land einen "regime change", einen Regierungswechsel, voranzutreiben? Oder setzt man sich da auf die gleiche Stufe mit dem CIA, der 1973 in Chile Präsident Allende weggeputscht hat?

Ich finde diese Frage nicht ganz einfach. Ich habe ja einen deutsch-finnischen Hintergrund und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie in den 1980er oder 1990er Jahren deutsche Greenpeace-Aktivisten in entlegenen ostfinnischen Regionen gegen Kahlschläge in so genannten Urwäldern protestiert haben. Viele Menschen in Finnland fanden es nicht so toll, dass Deutsche sich in die inneren Angelegenheiten Finnlands eingemischt haben.

In Deutschland gibt es nicht so viele Erfahrungen damit, dass Ausländer sich in heikle deutsche Angelegenheiten einmischen. Wie wäre es, wenn südamerikanische Aktivisten in Deutschland die Schließung von Autofabriken einfordern würden, weil damit deutsche Autos eins der Hauptprobleme des globalen Klimawandels sind? Wie würde die deutsche Öffentlichkeit reagieren, wenn ausländische Aktivisten vor den Werken von BMW, Daimler und VW demonstrieren würden und sich an die Werkstore ketten würden, um die Produktion zu stören?

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"Politik der Kämpfe"
Heute habe ich in einem Zeitungsartikel der "taz" gelesen, dass linke Politik eine "Politik der Kämpfe" sei.

Mein erster Impuls war, sich dagegen zu sträuben. Es ist nicht gerade pazifistisch, wenn man zum permanenten Kampf aufruft.

Aber es stimmt: Linke Parolen führen oft das Kämpferische im Mund. Kampf der Arbeiterklasse. Revolutionärer Kampf.

Dennoch: Etwas regt sich bei mir dagegen. In dem Artikel wurde der "Ordnung" den Kampf angesagt. Doch ich finde, nicht alle Menschen sind für so einen dauerhaften Kampf gerüstet, gerade die Schwachen, sind von so einem permanenten Kampfgebaren überfordert. In Revolutionen setzen sich meist die Stärksten durch. Auch bei der "friedlichen Revolution" der DDR haben am Ende davon Funktionäre und Unternehmer profitiert, die sich schnell in der neuen Welt des Westens zurecht gefunden und Profite gemacht haben.

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